Von Wolfgang Braun
Keine leichte Zeit für die sogenannten „Monetaristen“. Anhänger dieser Wirtschaftstheorie, die auf einem von Milton Friedman entwickelten Konzept basiert, gehen davon aus, dass die Notenbanken über die Geldmenge die Inflation steuern können. Geld ist derzeit genug da, nur Inflation ist weit und breit keine in Sicht. In Deutschland liegen die Verbraucherpreise im Januar wohl 0,3 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Das ist der erste Rückgang seit dem September 2009. Selbst in den USA, wo die Konjunktur zuletzt kräftig gewachsen ist, zogen die Verbraucherpreise im Dezember 2014 nur noch um 0,8 Prozent an. Im Juli waren es noch 2,0 Prozent gewesen. Ist die Theorie der Monetaristen also falsch? Und können die Notenbanken weiter bedenkenlos Geld drucken?
Kaum Gründe für Preiserhöhungen
Für die aktuell niedrige Inflation gibt es mehrere Gründe: Es ist zwar reichlich Liquidität vorhanden, das Geld kommt aber nur begrenzt in der Wirtschaft an. Bislang bunkern die Banken die Mittel, um damit Löcher zu stopfen, die die Finanzkrise gerissen hat. Die sogenannte Umlaufgeschwindigkeit des Geldes hat in den vergangenen Jahren abgenommen. Letztlich wird so die hohe Liquidität weitgehend absorbiert.
In der Wirtschaft werden die Mittel ohnehin kaum gebraucht. Wegen der flauen Konjunktur halten sich die Konzerne mit Investitionen zurück. Da die Produktionskapazitäten schon jetzt reichlich Luft nach oben lassen, gibt es kaum Gründe für die Firmenbosse, die Preise anzuheben und so den Absatz zusätzlich auszubremsen. Preiserhöhungen sind aber auch nicht vonnöten, solange sich die Mitarbeiter bei den Lohnforderungen zurückhalten und gleichzeitig die Rohstoffpreise unter Druck stehen.
Langfristig kritisch
Die Rohstoffpreise werden nicht ewig fallen, die Löhne bei einem verbesserten Arbeitsmarkt klettern. Dazu könnten die Null-Zinsen auf mittlere Sicht doch noch die Konjunktur beleben und so die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöhen. Dann könnten die Monetaristen doch noch recht bekommen und die Inflationsraten anziehen. Die Notenbanken müssten dann gegensteuern – was die Börsen in Anbetracht der inzwischen üppigen Bewertungen heftig belasten würde. Noch ist es nicht so weit. Anleger sollten aber die Entwicklung der Inflation im Auge behalten.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur des Börsenbriefs „Aktien-Strategie“. Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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