Von Bernd Niquet
Berlin war in dieser Woche im Ausnahmezustand, so habe ich jedenfalls gelesen. Denn bis dahin, wo ich wohne, ist Obama im Unterschied zu Kennedy nicht vorgedrungen. Dafür weiß ich, was Obama gegessen hat, meine Zeitung hat sogar das Kochrezept abgedruckt.
Doch das ist alles äußerst merkwürdig. Denn es gab Königsberger Klopse, aber keine normalen Königsberger Klopse, sondern Innereien-Klopse. Und so etwas ist doch eigentlich heute tabu. Wenn ich einmal Innereien essen will, bekomme ich keine, doch dem amerikanischen Präsidenten serviert man sie. Was soll das nur bedeuten?
Doch zuerst einmal die wichtigere Frage: Warum Königsberger Klopse? In der Zeitung steht: „Die Bundeskanzlerin hatte sich ein regionales Menü gewünscht.“ Königsberger Klopse als regionales Menü? Ist die Kanzlerin etwa eine Radikale?
Aber nein, ich bekomme plötzlich vielmehr eine Geschichtslektion. Königsberg war bis 1945 die Hauptstadt der preußischen Provinz Ostpreußen. Und wenn man sich einmal die Karte anschaut, dann zentrierte sich Preußen mindestens genauso um Königsberg wie um Berlin. Königsberger Klopse sind also wirklich genauso eine regionale Spezialität wie Berliner Bouletten.
Doch was der zwei-Sterne-Koch Tim Raue da fabriziert hat, ist schon gewöhnungsbedürftig. Hier die Essenz des Rezeptes: 1 kg mageres Kalbshack, 200 g gekochte Kalbszunge, fein gewürfelt, 200 g gekochte Kalbskopfmaske, fein gewürfelt, 100 g gekochtes Kalbsbries …
Ob Obama da gewusst hat, was er isst? Sicher nicht. Das Bries ist der Thymus des Kalbes, ein Organ der Immunabwehr. Was man damit wohl sagen wollte? Und dann die Zunge: Wollte man ihn damit zum Sprechen bringen?
Und weil ich jetzt bereits etwas angegackert bin, möchte ich gerne noch einen meiner Lieblingswitze zu diesem Thema preisgeben:
Eine Frau kommt zum Fleischer und möchte Fleisch, aber nicht das übliche Steak, sondern irgendetwas anders.
„Was wäre denn mit einem schönen Stück Zunge?“, fragt der Metzger. Die Frau empört sich und sagt: „Ich würde niemals etwas essen, das aus dem Mund von jemand anderem kommt.“
Sie überlegt einen Moment und sagt dann: „Nein, geben Sie mir bitte lieber ein halbes Dutzend Eier.“
Obama ist mittlerweile wieder zu Hause – die Klopse hat er anscheinend überlebt. Aber gesagt hat er auch nichts Entscheidendes, doch was soll man heute auch schon Entscheidendes sagen. Selbst wenn man über viele Zungen gleichzeitig verfügt.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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Bernd Niquet, "Jenseits des Geldes, Zweiter Teil", Leipzig 2012, 570 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-86268-873-9.
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