Von Bernd Niquet
Wie die Schlacht in Stalingrad ausgegangen ist und was dann daraus geworden ist, das wissen wir heute. Wie die Schlacht in Lützegrad ausgegangen ist, wissen wir ebenfalls. Doch nicht, was daraus einmal werden wird.
Ich muss zugeben, dass mir das etwas Angst macht, dass wir Deutschen wieder einmal auf einem ganz anderen Weg sind als der Rest der Welt. An unserem Wesen soll auch dieses Mal die Welt genesen. Wir werden es der Welt schon zeigen, wie es geht.
Wir schaffen das. Genauso wie mit den Migranten.
Deutschland ist das einzige Land auf der Welt, das aus der Atomkraft aussteigt. Und trotzdem wollen wir alle anderen im Klimaschutz überholen.
Vielleicht wird uns das sogar gelingen, denn für uns ist das Klima ein Schicksalsthema, erklärt uns unsere grün dominierte Führung und der von ihr besetzte öffentlich-rechtliche Rundfunk. Und ich lese mit großer Verblüffung, dass das gleiche Thema in Frankreich und Großbritannien anscheinend kaum in der Öffentlichkeit vorkommt. Dort hat man wohl andere Probleme.
Wir jedoch anscheinend nicht. Jedenfalls verschwindet alles andere dahinter, sogar der heilige Krieg gegen rechts.
Derweil verliert die Bundesrepublik Deutschland weiter an Wettbewerbsfähigkeit und befindet sich mittlerweile in der aktuellen Studie des ZEW auf dem drittletzten Platz der 21 untersuchten bedeutendsten Industrienationen der Welt.
Szenenwechsel:
In der Zeitung „Welt“ habe ich vor kurzem einen interessanten Bericht von deren Asienkorrespondentin gelesen, die nach Singapur ausgewandert ist. Sie berichtet dort begeistert von digitalen Behördengängen, keinen Wartezeiten beim Arzt, exzellenter Kinderbetreuung und dass man als Frau auch nachts noch allein herumlaufen und irgendwo sitzen könne, ohne Angst zu haben.
Zum Vergleich dazu schildert sie, was ihr eine Freundin aus Berlin-Kreuzberg erzählt hat, die dort mit ihrem Mann in ein gut besprochenes neues Restaurant essen gegangen ist. Ich darf mir erlauben, diese Passage wörtlich zu zitieren, weil ich sie so großartig finde:
„Am Ende des Abends, enttäuscht von mittelmäßigem Fish and Chips und Caesar Salad für 82 Euro, traten sie auf die Straße und stellten fest, dass sie nicht nach Hause fahren konnten: Vor ihrem Auto hockte ein Mann und erledigte sein großes Geschäft. Zuerst warteten sie, doch er ließ sich Zeit. Als sie schließlich ins Auto stiegen, beschwerte sich der Mann, sie sollten sich verpissen. So endete ein romantisch gedachter Abend in der deutschen Hauptstadt.“
Tja, das ist Berlin, die Hauptstadt Deutschlands. Ich glaube jedes Wort davon. Und ich bin überzeugt, dass das, was wir Freiheiten nennen, gar keine Freiheiten sind. Wie zum Beispiel die Schlacht der Aktivistinnen in Lützegrad.
Denn es stellt sich doch die Frage, ob es noch durch die demokratischen Grundrechte gedeckt ist, gegen die Entscheidungen aller politischen Instanzen eine Schlacht anzuzetteln?
Moderate Köpfe sagen hier, das müssten die Gerichte entscheiden. Hitzköpfe wie ich hingegen, man hätte einfach die Bagger weiterlaufen lassen sollen. Denn jeder weiß doch, worauf er sich einlässt.
Und noch einmal Szenenwechsel:
Ich bin selbst einmal in Singapur gewesen. Das ist im Jahr 1993 gewesen. Damals war ich völlig entsetzt. Denn wer nur einen Kaugummi auf die Straßen gespuckt hätte, hätte Stockschläge bekommen. Und gefördert wurden dort nur die Kinder von Akademikern.
Ich habe damals dabei an die Nazis gedacht und war angewidert.
Das ist dreißig Jahre her. Heute hingegen habe ich eine ganz andere Meinung. Für mich hat sich seitdem alles gedreht. Ich sehe heute beinahe alles an anderer Stelle stehen, die Bevormundung von Menschen und die diktatorischen Handlungen von Regierenden genauso wie die Existenz und Nichtexistenz von wirklich erlebbarer Freiheit.
Und ich kann mir gut vorstellen, wo mehr und wo weniger Zukunft liegt.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. ACHTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2022, 632 Seiten, 23,50 Euro
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Kann man eigentlich durch einen Wohnungsumzug jünger werden? Vielleicht. Und gibt es so etwas wie einen Sinn des eigenen Lebens? Oder Dinge, die die Seele noch vor dem Tod zu erledigen hat? Schon schwieriger. Dabei hatte Goethe doch bereits den Chor der Engel singen lassen, dass derjenige, der sich immer strebend bemüht, erlöst werden kann. Die wichtigste Frage im Leben lautet dann aber wohl doch, was denn nun erfolgreicher weiterhilft, die eigene Intuition oder wissenschaftliche Erkenntnisse?
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die vorangegangenen sieben Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020 und 2021.
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