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Mit 60 Dollar die Welt beglücken

Donnerstag, 8. Dezember 2022 um 06:54

Von Bernd Niquet

Ich erinnere mich noch gut, wie das war, als ich früher in einer Seitenstraße des Kurfürstendamms gewohnt habe. Wenn ich da abends nach Hause kam, war es in bestimmten Gegenden völlig unmöglich, nicht angesprochen zu werden: „Na, willste mitkommen, 60 Mark.“

Ich bin nie mitgegangen, habe mir aber immer meine Gedanken gemacht und gedacht: 60 Mark ist sicher der Mindestpreis. Und danach beginnt die Abzocke.

Heute nun sind also 60 US-Dollar der Höchstpreis. Dieses Mal für den Spaß, sich mit einem Barrel russischem Öl fallustieren zu dürfen.

Und ich merke, dass ich heute viel naiver bin als ich das damals war. Denn damals wusste ich genau, worum es ging und was Sache war. Heute hingegen dachte ich, die Preisobergrenze, das wäre eine interne Regelung der Bundesrepublik. Dass der Staat garantiert, dass kein Öl teurer als 60 Dollar ist.

Doch weit gefehlt, hier handelt es sich um keine interne Regelung und es gilt auch nicht nur in Deutschland, sondern die gesamten G7, die sich doch ein System aus Demokratie und freien Märkten auf die Fahnen geschrieben haben. Diese greifen ab sofort so radikal in den weltweiten Ölmarkt ein, wie es das in der Geschichte noch nie gegeben hat.

Denn ab sofort darf russisches Öl nur noch in Ausnahmefällen in die EU importiert werden und zudem haben sich alle 27 Mitgliedstaaten der beschlossenen Sanktionsverordnung verpflichtet, für russisches Öl höchstens einen Preis von 60 Dollar pro Barrel zu bezahlen, keinesfalls mehr.

Betroffen sind davon 3 Millionen Barrel Rohöl pro Tag. Das ist schon eine Größenordnung.

Die Hoffnung dabei sei, so lese ich, dass die Preisobergrenze zu einer Entspannung an den Energiemärkten führt und auch Drittländer entlastet. Zudem soll damit auch dafür gesorgt werden, dass Russland nicht mehr von Preisanstiegen für Öl profitieren und damit seine Kriegskasse füllen kann.

Großer Gott, denke ich sofort, wir wollen also wieder einmal die Welt retten, sie zumindest beglücken. Ab sofort Discountpreise für alle Habenichtse. Nur eine kleine Unterschrift und schon ist es geschafft. Oh, da werden uns ja alle die Füßen küssen. Na Kleiner, willste mitkommen? Kostet ab jetzt nur noch 60, ist Komplettpreis.

Gerade habe ich eine Reportage gesehen über das letzte Land, das wir beglücken und in dem wir unsere Werte zu den allgemeinen Werten machen wollten. Heute müssen deshalb in Afghanistan viele Familien ihre Kinder verkaufen, um überhaupt noch etwas zu essen zu haben.

Was diese Kinder wohl kosten? Vielleicht so viel wie ein Barrel Öl? Das wäre dann die gleiche Größenordnung wie die Kindersklaven in Afrika, die für den Abbau der Metalle ihr Leben lassen, mit denen wir so stolz unsere umweltschonenden CO2-freien Autos fahren.

Das ist also gleich doppelt ein guter Deal, denn wenn wir nicht nur mit Batterien fahren, sondern gleichzeitig auch etwas gegen Afrikas Überbevölkerung tun, wird uns das der Gott des CO2 bestimmt danken. Wir im Westen sind wirklich die Krone der Schöpfung.

Doch wie wird jetzt nun unsere Preisobergrenze wohl wirken? Wie wird der Koeffizient unserer Weltbeglückung dieses Mal aussehen?

Das Einzige, was ich bisher gelesen habe, ist, dass Russland jetzt mit nicht seetauglichen und schon ausrangierten Tankern sein Öl dorthin schippert, wo unser Diktat nicht gilt.

Und ich habe mir überlegt, was eigentlich passieren würde, wenn die OPEC nun eine Preisuntergrenze ausrufen würde? „Bei uns nichts mehr unter 120 Dollar.“ Und Katar sich bei seinem Gas anschließt: „Ab jetzt zum doppelten Tarif.“

Ich muss zugeben, keine Idee zu haben, was aus dieser Obergrenzen-Aktion werden wird. Das Einzige, was mir sicher erscheint, ist, dass das eigentliche Ziel, den Krieg in der Ukraine zu beenden, damit nicht erreicht wird.

Zudem: Russland gleichzeitig vernichten und Frieden mit ihm schließen zu wollen, widerspricht sich auch irgendwie, oder?

Aber schauen wir mal. Napoleon hat damals ja sogar Moskau eingenommen und trotzdem verloren. Für Hitler lag das Ende hingegen bereits in Stalingrad. Ich bin daher sehr gespannt, wie weit die Nichtgewählte mit ihren kurzen Beinchen wohl kommen wird.

 

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet

 

******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******

Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. ACHTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2022, 632 Seiten, 23,50 Euro

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Kann man eigentlich durch einen Wohnungsumzug jünger werden? Vielleicht. Und gibt es so etwas wie einen Sinn des eigenen Lebens? Oder Dinge, die die Seele noch vor dem Tod zu erledigen hat? Schon schwieriger. Dabei hatte Goethe doch bereits den Chor der Engel singen lassen, dass derjenige, der sich immer strebend bemüht, erlöst werden kann. Die wichtigste Frage im Leben lautet dann aber wohl doch, was denn nun erfolgreicher weiterhilft, die eigene Intuition oder wissenschaftliche Erkenntnisse?

Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die vorangegangenen sieben Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020 und 2021.

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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