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Berlin: Drogen in der Wahlkabine?

Donnerstag, 30. September 2021 um 08:47

Von Bernd Niquet

Früher bin ich durchweg stolz gewesen, ein Berliner zu sein. Heute hingegen kann man ja niemandem mehr sagen, dass man aus Berlin kommt, weil der dann gleich denken würde, man sei ein Mietnomade, Sozialhilfeempfänger, linksextrem, größenwahnsinnig, transgender, drogensüchtig und generell nicht mehr ganz richtig im Kopf.

Deswegen habe ich auch gerade den Text zu meiner Person auf der Rückseite des Covers meines neuen Buches, des siebenten Teils von „Jenseits des Geldes“, das im Herbst erscheint, noch verändert. Und habe aus „lebt in Berlin“ jetzt „wohnt am wunderschönen grünen Rand seiner ansonsten mittlerweile ungeliebten Heimat Berlin“ gemacht. Weil es ja auch genauso ist.

Was ich in diesem Moment allerdings noch nicht wusste, war, was sich anschließend vor dem Wahllokal abspielen würde.

Denn mit so etwas habe ich selbst in der Failed Stadt Berlin nicht gerechnet. Schon gar nicht bei uns in dem weitläufigen Außenbezirk, in dem es ansonsten auch bei Wahlen immer sehr ruhig war. Doch jetzt wirkte es, als sei ich in einer Bananenrepublik irgendwo im Urwald angekommen.

Was machen die ganzen Leute hier? Gibt es in der Wahlkabine Drogen? Auf jeden Fall habe ich bei allen Wahlen, an denen ich in den vergangenen siebenundvierzig Jahren in Berlin teilgenommen habe, zusammengenommen nicht annähernd so viele Menschen aufs Wählen warten gesehen wie dieses Mal.

Zwei ellenlange Schlangen, die vom Schulgebäude bis zur Straße reichten, und alle Leute brav mit Masken auf. Als ich dann beim Nachfragen erfahre, wie lange es mindestens dauern würde, bis ich wenigstens im Gebäude drinnen bin – von dem, was danach dann der Fall wäre, wusste draußen niemand etwas – habe ich mich umgedreht und gedacht: Ihr könnt mich mal!

Ich bin zurück zu meinen Rad gegangen, das wundersamerweise zwischenzeitlich nicht gestohlen worden war, und habe die schönste Radtour des Jahres gemacht – bei herrlicher Sonne, 24 Grad und niemanden, der mich zwingt, eine Stunde in Reih und Glied zu stehen.

Und ich habe mich einfach nur sauwohl gefühlt, weil ich es mittlerweile stets die richtige Entscheidung finde, das zu tun, was mein Gefühl mir sagt. Denn wenn ich allein nur daran denke, was das für eine Geschichte war, in der Coronazeit in Berlin einen neuen Personalausweis zu beantragen.

In der selben Zeit hätte ich sicherlich in der Elfenbeinküste das Einbürgerungsverfahren erfolgreich durchlaufen, ein Haus gebaut und eine Firma gegründet. Und ob die Drogen dort viel schlechter sind als in Berlin, ich weiß es nicht.

In diesem Zusammenhang muss ich im Übrigen darauf hinweisen, dass ich immer noch keine belastbaren Zahlen über den echten Narco-Kapitalismus gefunden habe, diese Kolumne wird also irgendwann später kommen. Vielleicht zu Weihnachten, unter dem Titel „Leise rieselt der Schnee“.

Ja, das mit den Drogen klappt gut in Berlin, ansonsten möchte ich jedoch alle Bundesbürger, die nicht aus Berlin kommen, bitten, ein Dankgebet zum Himmel zu senden, dass diese rot-rot-grüne Mischpoke jetzt zumindest für den Bund ausgeschlossen ist.

Aber: Wir Berliner haben ja schon die Blockade, die Mauer, die Russen und die SED überstanden, da werden wir daher auch an der SED-Nachfolgepartei nicht zerbrechen. Und manchmal ist es wirklich grotesk komisch, die ganzen Irren in den Verwaltungen zu beobachten.

Und dass ich jetzt zum ersten Mal in meinem Leben nicht gewählt habe, war so gravierend auch nicht. Mein Stimmbezirk hat immerhin noch eine Wahlbeteiligung von 36,8 Prozent hingekriegt, worin allerdings wohl die Briefwähler nicht enthalten sind, was mir hier jedoch natürlich niemand sagen kann.

Und im gesamten Bezirk, in dem ich wohne, haben von den 180.720 abgegebenen Zweitstimmen ganze 332 Menschen die Freien Wähler gewählt. Mit mir wären es also 333 gewesen. Eine schöne Schnapszahl, aber den Weg der Welt hätte das wohl auch nicht verändert.

Was aber natürlich kein Argument ist, ich weiß. Schließlich sind wir beim Wählen ja keine Menschen, sondern Herden. Immune Herden auf der Suche nach dem Rausch in der Wahlkabine.

Doch alle Räusche haben es natürlich an sich, auch zum Horrortrip werden zu können.

 

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet

 

******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******

Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. SECHSTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2020, 621 Seiten, 22 Euro

Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de

oder bei Amazon


 

Bernd Niquet und seine Tagebücher: „Der wirkliche Donnerschlag kommt dann mit Verzögerung. Auch braucht mein Inneres einige Zeit, um ihn zu realisieren. Doch als die Dinge dann klar sind und in mir sacken, mache ich etwas, was ich vorher beim Tagebuchschreiben noch niemals gemacht habe. Ich unterstreiche die wichtigen Passagen nicht wie sonst mit meiner blauen Tinte, sondern mit schwarzem Filzstift. Einunddreißig Jahre schreibe ich mittlerweile Tagebuch, das zeigt die Dimension. Hinterher bin ich selbst erschrocken. Das Tagebuch sieht jetzt aus, als sei jemand gestorben. Und in meinem Inneren fühlt es sich auch tatsächlich so an.“

Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und lebt in einem ruhigen Außenbezirk von Berlin. Die vorangegangenen fünf Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013, 2018 und 2019.

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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