Von Stefan Böhm
Zum Wochenbeginn profitierten die Börsen von einer technischen Gegenreaktion. Die zwischenzeitliche Beruhigung trieb vermutlich auch schon die ersten Schnäppchenjäger aufs Parkett. Die Gegenreaktion zur vorangegangenen Kursentwicklung ist allerdings mit Vorsicht zu genießen. Den weiteren Kursverlauf werden höchstwahrscheinlich die Quartalszahlen der US-Unternehmen bestimmen.
Die negativen Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung der Weltkonjunktur haben an den Märkten die Stimmung eingetrübt. Der derzeitige Pessimismus scheint gleichermaßen überzogen, wie es der Optimismus der vergangenen Monate war. Die Gefahr einer neuen Rezession in der Eurozone besteht zwar, übertriebene Ängste sind dennoch nicht gerechtfertigt. Für 2015 korrigierte der IWF seine Aussichten zwar nach unten und rechnet für die Eurozone nun mit 0,8 Prozent Wachstum in diesem Jahr und mit +1,3 Prozent im kommenden Jahr – eine Rezession bedeutet das aber nicht. Die korrigierten Wachstumsprognosen sind kein Grund zum Jubeln, allerdings ist die Korrektur der Prognosen auch keine große Überraschung.
Rückzug aus europäischen Aktienfonds
Europäische Aktien werden in den Portfolios der global anlegenden Fonds deutlich reduziert – nicht zuletzt weil die Profi-Anleger kein großes Vertrauen mehr in europäische Aktien haben und eine Abwärtsrevision der Gewinneinschätzungen für europäische Unternehmen befürchten. Allerdings rufen die verbilligten Kurse erneut die Schnäppchenjäger auf den Plan, um auf einem günstigen Niveau wieder zuzugreifen. Dies sollte zu einer Stabilisierung an den europäischen Börsen führen. Die weltwirtschaftliche Situation ist insgesamt besser, als sie derzeit von vielen beurteilt wird. Die US-Wirtschaft läuft rund, das Wachstum in China ist zumindest stabil und eine Rezession in Europa ist trotz der negativen Aussichten nicht zu befürchten.
Der Dax ist nach dem Rutsch unter die wichtige Marke von 9.000 Punkten bis auf die Unterstützung bei 8.700 Punkten gefallen. Auch der stabilere Wochenauftakt konnte den charttechnischen Abwärtstrend nicht brechen. Ich rechne mit einem Test der starken Unterstützungszone bei 8.500 Punkten. Der RSI-Indikator bewegt sich allerdings im stark überverkauften Bereich, somit wäre eine signifikante Gegenbewegung keine große Überraschung.
Fazit: Die Frage, die sich nach einer kräftigen Korrektur immer wieder stellt: Hat der Kursrutsch bereits alle negativen Nachrichten eingepreist? Diese Frage lässt sich momentan noch nicht beantworten. Der Preisverfall bei vielen Titeln ist allerdings überzogen. Das Schlimmste haben wir wohl überstanden, trotzdem werden wohl die Bären vorerst das kurzfristige Marktgeschehen bestimmen.
Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.
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