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Nicht mehr als 0,00 Prozent

Donnerstag, 14. Juli 2022 um 08:03

Von Bernd Niquet

Manchmal gibt es Situation, in denen urplötzlich alles klar wird. In denen eine einzige Überlegung alle Verwirrungen auflöst. Mir ist das gerade in Hinsicht auf unsere Sanktionen gegen Russland und die Wirkungen der deutschen Klimapolitik passiert.

Ein bisschen musste ich dabei daran denken, als ich mich in den Zeiten meiner Dissertation mit Immanuel Kant beschäftigt habe, der so etwas ja in Hinsicht auf unsere Erkenntnistheorie und unsere Erkenntnis der Welt vollbracht hat.

Im Grunde genommen ist das ganz einfach, man muss nur darauf kommen. Wenn nämlich alles, was wir von der Welt wahrnehmen, uns zwangsläufig in den Formen unserer Wahrnehmungsorgane erscheint, dann muss die Welt für uns auch genau diesen Formen entsprechen.

Wie die Welt hingegen wirklich aussieht oder wie sie das für andere Intelligenzen im Weltraum tut, darüber können wir nichts sagen. Denn alles, was wir wissen, ist stets menschengemacht.

Und Probleme gibt es immer dann, wenn man diese eigentlich sehr simple Tatsache nicht sieht oder aus politischen Gründen verdrängt.

Ganz ähnlich radikal und konsequent habe ich gerade solche Prozesse auch bei Hans-Werner Sinn in Hinsicht auf die deutsche Klimapolitik und von Folker Hellmeyer auf unsere Sanktionen gegen Russland miterlebt.

Auch hier musste gleichsam der Schleier vor den Augen wegfallen, dann sieht man plötzlich klar.

(1) Beim Klima ist Deutschland weltweit für 1,8 Prozent aller CO2-Emissionenen verantwortlich. Das ist nicht viel, aber immerhin etwas. Wenn wir jetzt also auf Null kommen würden, würden wir der Welt zumindest 1,8 Prozent Klimaschädigung ersparen.

Richtig, oder? Nein, leider komplett falsch! Denn wenn wir das Öl und das Gas nicht nachfragen, das gefördert wird, dann tut das jemand anderes, der sich dann sogar darüber freut, durch den von uns erzeugten Nachfragerückgang geringere Preise zu bezahlen.

Deutschland erspart der Welt also selbst bei einem Herunterfahren des CO2 auf Null nicht 1,8 Prozent, sondern 0,00 Prozent.

Es gibt nur zwei Wege, eine tatsächliche Reduktion zu schaffen. Der erste wäre, das Gas und Öl zu kaufen und einfach irgendwo wegzuschließen und nicht zu verbrauchen. Das wird jedoch niemand tun. (Obwohl, bei uns bin ich mir da nicht so sicher…)

Und der zweite Weg wäre, die Förderländer zu einem Rückgang der Förderung zu bringen. Darum geht es nämlich wirklich. Wenn wir tatsächlich etwas tun wollen, müssen wir dort ansetzen. Wir müssen die Förderländer dazu bringen, ihre Mengen herunterzufahren. Putin wird sich sicherlich einsichtig zeigen.

(2) Was also die einen nicht abnehmen, nehmen die anderen umso lieber ab. Bei Folker Hellmeyer hatte ich dazu eine sehr aussagefähige Grafik gefunden, Quelle Morgan Stanley, wenn ich mich nicht sehr irre, die jetzt jedoch plötzlich nicht mehr da ist. Zum Glück habe ich mir alles gut gemerkt.

Darauf sieht man, dass die Energieexporte Russlands seit Beginn des Ukraine-Krieges extrem angestiegen sind. Die EU-Länder haben zwar deutlich weniger nachgefragt, dafür importieren jetzt aber die zwei größten Länder der Welt riesige Mengen, Indien und China.

China hat seinen Import von Gas und Öl aus Russland beinahe verdoppelt und Indien ist wohl neu dabei, das aber gleich mit einem riesigen Batzen, der allein mehr ausmacht, als der Rückgang aller EU-Länder zusammen.

Es funktioniert also nicht mit den Sanktionen, jedenfalls nicht richtig, und das Gleiche wird auch für den Klimaschutz gelten, wenn es uns nicht gelingt, die Förderländer zur Mäßigung zu bringen.

Wir könnten ja zum Beispiel bei unserem europäischen Nachbarn Norwegen anfangen. Denn Norwegen sitzt nämlich auf einem Schatz. Doch anstatt das auch so zu lassen, holt man den Schatz heraus und tauscht ihn gegen Aktien von guten US-Unternehmen.

Tja. Für die Norweger ist das gut, für die US-Unternehmen auch. Für die CO2-Bilanz jedoch nicht. Und so wird sicherlich jeder der großen Öl- und Gasförderer und natürlich auch der Kohlestaaten seine eigene Begründung finden, gerade das zu tun, was im eigenen, aber nicht im Interesse der anderen liegt.

Und wenn Deutschland sich jetzt mit seiner Klimapolitik ruiniert, wird es sicherlich keine Nachahmer finden, die freiwillig diesem Weg folgen. Die Würfel scheinen bereits jetzt gefallen zu sein.

 

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet

 

******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******

Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. SIEBENTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2021, 635 Seiten, 22 Euro

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In Kleists Drama "Penthesilea" geht es um den Konflikt zwischen einem gefühlsintensiven Individuum und der gesellschaftlichen Ordnung, die diesen Gefühlen entgegensteht. Penthesilea, die Königin der Amazonen, erobert im Kampf Männer, um sie zur Zeugung neuer Kriegerinnen mitzunehmen. Nach vollzogenem Zeugungsakt entlässt sie die Männer wieder in die Freiheit. Nur ihrem Geliebten stellt sie nach, was diesen letztlich sein Leben kostet. Kann es sein, dass ich in meinem Leben mehrmals nur haarscharf an vielem aus dieser Tragödie vorbeigeschrappt bin? Und dann ist ja auch noch Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist nur unweit meiner Wohnung freiwillig aus dem Leben geschieden.

Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt am wunderschönen grünen Rand seiner ansonsten mittlerweile ungeliebten Heimat Berlin. Die vorangegangenen sechs Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019 und 2020.

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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