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Wenig Neues von der EZB

Donnerstag, 15. Juli 2021 um 15:21

Von Thomas Grüner
Im Rahmen ihrer 18-monatigen Strategieüberprüfung rief die EZB am vergangenen Donnerstag eine effektivere Geldpolitik als neues Ziel aus. Vielfach wurde diese neue Marschroute als große Veränderung gefeiert, allerdings handelt es sich unter dem Strich nur um eine leichte Modifikation des Inflationsziels, begleitet von einem vagen Plan zur Bekämpfung des Klimawandels. Nüchtern betrachtet ist die neue Strategie also kaum von der alten Strategie zu unterscheiden. Insbesondere ist die Änderung der Zielinflationsrate von „nahe, aber unter zwei Prozent“ zu einem symmetrischen Ziel von zwei Prozent kaum wahrnehmbar.

Unklare Marschroute

Symmetrisch bedeutet: Abweichungen über und unter zwei Prozent Inflation sind für die EZB im selben Maße unerwünscht. Das ist schön und gut, aber die Märkte interessieren sich viel mehr dafür, was die Zentralbank dagegen tun würde. Gemäß EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann kann es vorübergehend zu Abweichungen vom Ziel in beide Richtungen kommen, und die EZB-Politik sei nicht dazu da, Fehler der Vergangenheit auszumerzen. Die Marschroute wird also nicht gerade konkreter und so beschränken sich die Unterschiede zur „außergewöhnlichen Geldpolitik“ der vergangenen Jahre auf Feinheiten bei der Formulierung.

Zentrales Problem der Zentralbanken

Aus unserer Sicht sind diese unkonkreten Äußerungen ein Hinweis darauf, dass die EZB gar nicht fähig ist, ihr Inflationsziel präzise zu erreichen. Das liegt nicht an der EZB im Speziellen, es gibt einfach keine Beweise dafür, dass eine Zentralbank ihre Inflationsziele zuverlässig erreichen kann. In dieser Hinsicht sitzt die EZB im selben Boot wie die Fed, die Bank of England und die Bank of Japan. Trotz ihrer außergewöhnlichen Bemühungen und Ankündigungen in den vergangenen Jahren haben alle Zentralbanken ihre Inflationsziele teilweise kräftig verfehlt.

Nicht präzise, nicht vorhersehbar

Es besteht kein Zweifel daran, dass Zentralbanken Einfluss auf die Inflation haben, welche letzten Endes ein monetäres Phänomen ist. Aber der Grad an Präzision, der von einer derartigen Zielsetzung suggeriert wird, ist irreführend. Inflation wird dadurch getrieben, dass zu viel Geld zu wenige Güter und Dienstleistungen jagt. Messungen zur Geldmenge sind alles andere als unfehlbar, die Messung der Geldumlaufgeschwindigkeit ist noch weit weniger perfekt. Die Vorstellung, dass eine Zentralbank diese wichtigen Einflussfaktoren so gut interpretieren und prognostizieren kann, um die Inflation um Bruchteile von Prozentpunkten anzukurbeln oder zu senken, macht keinen Sinn. Der scheinbare Strategiewechsel der EZB versetzt sie also auch nicht in die Lage, die Inflation zu kontrollieren und präzise zu steuern. Zudem muss man nüchtern feststellen, dass die EZB-Politik auch nicht transparenter und konkreter geworden ist. Die EZB wird nach eigener Aussage weiterhin „alles tun, was nötig ist“ – und es wird ebenso schwer bleiben, diese Politik vorherzusagen.

Fazit: Anleger sollten die „neue“ Strategie der EZB behandeln wie die „alte“ Strategie auch: Mit emotionalem Abstand und der Gewissheit, dass die EZB ihre Pläne weiterhin an die Realität anpassen wird. Zentralbanken sind nicht fähig, ihre Inflationsziele präzise zu erreichen und sie dirigieren die Aktienmärkte nicht – auch wenn sich dieser Irrglaube in den vergangenen Jahren immer wieder durchsetzen konnte. Die Geldpolitik setzt immer mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung ein, Aktienmärkte dagegen antizipieren die Zukunft und preisen sämtliche verfügbaren Informationen unmittelbar ein.

Fragen zum Beitrag beantworte ich gerne per E-Mail an feedback@gruener-fisher.de.

Thomas Grüner
ist Gründer und Vice Chairman der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.


Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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