Von Bernd Niquet
Als ich die Ministerinnen da in der Bundespressekonferenz sitzen sah, musste ich wieder an die Fragen denken, die mich in den vergangenen Jahren ganz besonders beschäftigt haben.
Diese beiden Fragen haben zwar scheinbar kaum etwas miteinander zu tun, doch heute merke ich plötzlich, wie eng sie beieinander liegen.
Die erste Frage lautet: Wie kann es möglich sein, dass missbrauchte Kinder als Eltern dazu tendieren, ihre eigenen Kinder ebenfalls zu missbrauchen?
Und die zweite lautet: Wie konnte es damals passieren, dass ein so gigantischer Anteil der Deutschen der Ideologe der Nationalsozialisten so bedingungslos gefolgt ist?
Die erste Frage habe ich bereits ausführlich in meinen Büchern „Jenseits des Geldes“ gewälzt, denn ich fand diese These immer vollkommen abstrus. Warum sollte so etwas passieren?
Müssten nicht gerade Missbrauchsopfer besonders sensibilisiert sein für dieses Thema? Warum sollten gerade Missbrauchsopfer eine schreckliche Vergangenheit noch einmal wiederholen müssen?
Wobei es mir jedoch keinesfalls um sexuellen Missbrauch geht, sondern einfach um den Fall, wenn einem wehrlosen Kind der Willen eines oder beider Elternteile so brutal aufgezwungen wird, sodass es das eigene Ich verleugnen muss.
Heute habe ich meinen Widerstand gegen die Wiederholungsthese aufgegeben und begriffen, dass ich vorher schlichtweg die Rolle der Verdrängung nicht beachtet hatte. Denn die Missbrauchsopfer wissen ja in den meisten Fällen gar nichts davon, was geschehen ist.
Und einem Menschen, dem das Wichtigste genommen worden ist, das er besitzt, nämlich er selbst zu sein, dem fehlt zwangsläufig die Fähigkeit, sich den eigenen Handlungen voll bewusst zu werden. Und deswegen wiederholt er, was ihm so „vertraut“ ist.
Ich habe solche Fälle mehrfach selbst erlebt und mich jedes Mal gefragt: Warum spüren sie es nicht?
Gleiches habe ich dann auch bei der Bundespressekonferenz gefühlt. Wobei ich hier keinerlei Parallelen behaupten will, es ist schlichtweg nur die Fragestellung, die identisch ist: Warum spüren sie es nicht?
Wie kann es sein, dass in der Bundesrepublik ein Gesetz zur Förderung der Demokratie beschlossen werden soll, und diejenigen, die dieses Gesetz auf den Weg bringen, nicht spüren, dass sie damit genau das Gegenteil erreichen?
Warum spüren sie es nicht?
Ich habe darauf nur Vermutungen. Doch die werde ich hier natürlich nicht aussprechen, denn ansonsten kommt noch die Polizei grün mit der grünen Minna und bereitet mir im Grünen ein Lager.
Das mit dem Nichts-Spüren gilt allerdings leider auch für einen Mann, den ich wie kaum einen anderen in Hinsicht auf die Verteidigung der Freiheit verehre, nämlich für Elon Musk.
Für mich hat er sich durch die Übernahme von X unsterblich gemacht und ist die große Leit- und Leuchtfigur in der aufziehenden Nacht eines neuen Totalitarismus.
Mit seinen Tesla Autos ist er allerdings auch der Vorreiter der E-Autos, die zwar keinen CO2-Ausstoß mehr haben, dafür aber zu einer Plünderung unseres Planeten sondergleichen führen werden.
Denn es sind 700 Kilogramm unterschiedlichster Metalle, die in der Batterie von jedem Tesla Modell S verbaut werden. Und selbst die kleinen Modelle anderer Hersteller benötigen deutlich mehr als 100 Kilo.
Und auch hier denke ich: Warum spüren sie es nicht?
Warum spüren die führenden Menschen in dieser Branche nicht, dass diese Transformation nicht aufgehen kann?
Vor ein paar Jahren hatte ich bereits einmal gerechnet, das selbst bei geringen Mengen wie dem Ersatz von einer Million konventioneller Autos durch E-Modelle pro Jahr das frei verfügbare Lithium nicht ausreicht.
Aber vielleicht stellt sich dieses Thema ja gar nicht mehr? Denn auch bei Minister Pistorius, dem CDU-Kiesewetter und der FDP-Frau mit den vier Namen denke ich an jedem Tag bei jeder Schlagzeile:
Warum um Gottes Willen spüren sie es nicht, was sie da tun?
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* Von Bernd Niquet ist ein n e u e s Buch erschienen *******
Bernd Niquet, „Jenseits des Geldes. NEUNTER TEIL“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro
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Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt.
Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt.
Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein. Doch genau das traf ja zu. Wo war ich hier nur hineingeraten?
Dem stand allerdings auf der Habenseite entgegen, dass ich höchstwahrscheinlich der einzige Mensch in unserem Land bin, dessen Leben durch die Corona-Pandemie nicht negativ tangiert wurde.
Und wenn diese Leute hier mich dann auch noch gut finden würden, dann hätte ich wirklich etwas falsch gemacht in meinem Leben.
Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.
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