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Die Nerven liegen blank

Freitag, 22. Januar 2016 um 22:27

Von Bernd Niquet

Kann es sein, dass sich gegenwärtig die großen Entwicklungen auch im Kleinen haargenau reproduzieren und dass auch hier der Halt verloren geht und die Dinge sich ungut umwälzen? Dass lange Überwundenes plötzlich wieder aufbricht? Ich habe fast den Eindruck.

In mir gut bekannten Gefilden wohnen zu ebener Erde Menschen, die gerade das Mammut in sich wiedererweckt zu haben scheinen, denn plötzlich rammen sie mit den Stoßzähnen die Wände und stapfen wie die damaligen Boliden durch ihr Revier, bis das Haus erzittert und die Wände wackeln. Wird hier die Rückkehr der Steinzeit zelebriert?

Und, weit moderner, vor dem Haus meiner Nachbarn steht der Lastwagen einer Möbelfirma seit Stunden mit laufendem Motor. Als die Polizei dann kommt, schüttelt der Möbelmann nur den Kopf. Es ist offensichtlich, dass er nicht verstehen kann, warum es ihm nicht gestattet sein soll, mit einem warmen Hintern nach Hause zu fahren.

Als ich anschließend zum Einkaufen fahre, bemerke ich, dass die gute alte Vorfahrt für diejenigen, bei denen in der engen Straße kein Auto auf der eigenen Fahrseite parkt, anscheinend plötzlich abgeschafft ist. Ab sofort gilt wohl wieder das Recht des Stärkeren.

Und das alles sind keine Flüchtlinge! Sondern alles weiße Mitteleuropäer!

Was ich an der gegenwärtigen Flüchtlingskrise am wenigsten verstehen kann, ist, woher der Hass auf die Flüchtlinge kommt. Den Hass auf unsere Regierungschefin verstehe ich gut, denn ich teile ihn nur zu gut. Doch was haben diese armen Menschen, die jetzt zu uns kommen, denn verbrochen? Nichts.

Ich möchte daher einmal in aller Klarheit darauf hinweisen: Die gesamten Schwierigkeiten, in denen wir jetzt stecken, sind zu hundert Prozent von weißen Mitteleuropäern zu verantworten! Wir hätten ja auch nein sagen können. Haben wir aber nicht.

An dieser Stelle werde ich das Flüchtlingsthema verlassen, für ein paar Wochen auf jeden Fall. Denn es ist ja alles gesagt. Und während ich am Zustand unseres Landes nichts ändern kann, kann ich an meinem eigenen Zustand durchaus eine Menge ändern, und da ruft alles nach Abstand. Das ist ja auch das Credo unserer gesamten Sozialordnung: Wenn jeder auf sich selbst achtet, ist allen am besten gedient.

Es ist ja derzeit auch alles irgendwie nicht mehr auszuhalten.

Als ich an diesem Tag schließlich vom Einkaufen zurückkomme, lege ich einen kurzen Halt am ehemaligen Haus des größten Massenmörders der Geschichte ein, dem Organisator des Holocausts, Reinhard Heydrich, das nur ein paar Querstraßen von meiner Wohnung entfernt ist.

Ich bleibe still in meinem Auto sitzen und versuche, mich zu besinnen. Ich sehe, wie geschminkte Frauen in Geländewagen eilig die Holperstraße entlang brausen und denke: So schlimm ist das heute wahrlich nicht. Wir werden das schon irgendwie überstehen.

Und selbst ein gelungenes Attentat ist manchmal nicht die Lösung. Leider.

 

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.

 

******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******

Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.

Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de/db/autorwerke.php

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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