Dax: Strohfeuer oder Trendwende?

Von Stefan Böhm
Der erste Angriff der Bären auf die 6.000 Punkte-Marke im Dax konnte abgewehrt werden. Nachdem der Index am vergangenen Dienstag bis auf 5.914 Punkte abgerutscht war, setzte eine kräftige Kurserholung ein, in deren Verlauf die Unterstützung bei 6.000 Punkten schnell wieder zurückerobert wurde – in der Sprache der Charttechniker wurde diese damit bestätigt. Doch ist das Gröbste am Aktienmarkt damit durchgestanden oder gibt es nur eine kurze Verschnaufpause?

Blendet man diese rein technische Betrachtungsweise aus und läßt die vergangenen Tage Revue passieren, so findet man erstaunliche Indizien, die auf einen spannenden Sommer schließen lassen. In den USA überraschte die US-Notenbank Fed nach dem schwachen Arbeitsmarktbericht mit einem unerwartet positiven Konjunkturbericht, dem Beige Book. Die US-Wirtschaft sei nicht so schwach, wie es der Arbeitsmarktbericht glauben macht, so das Fazit. Auch gibt es Hoffnungen auf ein QE3-Programm der Fed, also ein neues Programm zum Ankauf von Staatsanleihen. Doch Fed-Chef Ben Bernanke zerstreute diese Hoffnungen in einer Rede am Donnerstag etwas: „Das werde in der US-Notenbank derzeit nicht diskutiert“. An den Börsen wurde dies gar nicht gut aufgenommen. Tatsächlich steht die Fed aber Gewehr bei Fuß, sollte sich die reale Wirtschaftslage verschlechtern.

Überraschende Zinssenkung in China

In China überraschte die Zentralbank mit einer Zinssenkung, der ersten seit 2008. Damit bewahrheitet sich unsere Vermutung, daß Chinas Führung einer wirtschaftlichen Talfahrt nicht tatenlos zuschauen wird. An den Märkten zeigten sich die Anleger – vorübergehend – begeistert von dieser Aussicht. Nach Europa: Nach der Rettung spanischer Banken mit einer Kreditlinie von 100 Milliarden Euro sind die Wahlen in Griechenland am 17. Juni, wo indirekt auch hinsichtlich des Verbleibes in der EU abgestimmt wird, der nächste „Meilenstein“. Ob es zu einem allmählichen Verfall der Eurozone oder gar der EU kommt oder ob sich der Dampfer in Richtung einer politischen Union bewegt – im Moment scheint alles möglich.

Fazit: Die 6.000 Punkte-Marke hat vorerst gehalten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Hoffnung auf weitere stimulierende Maßnahmen der Notenbanken stützt die Börsen. Andererseits: Mehr Liquidität ist nicht die Lösung der Probleme, sondern verhindert allenfalls das Schlimmste.

Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.

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