Von Marc Nitzsche
Asiaten gelten gemeinhin als durchaus intelligente Zeitgenossen. Umso erstaunlich ist es, dass Indonesien die Chancen, die der jahrelange Rohstoffboom dem mit Naturschätzen reichlich gesegnetem Insel-Staat offerierte, fast schon grob fahrlässig verspielt hat.
In den Zeiten stetig steigender Rohstoffpreise stieß das Land mit einem jährlichen wirtschaftlichen Wachstum von 6 Prozent in die Riege der am schnellsten wachsenden Ökonomien vor. Von derartigen Steigerungsraten wagt Indonesien mittlerweile kaum noch zu träumen, nachdem sich viele Rohwaren in den vergangenen Jahren merklich verbilligt haben. Heute können die rund 240 Millionen Einwohner froh sein, wenn das BIP um 3 Prozent pro Jahr zulegt.
Industrialisierung sträflich vernachlässigt
Ein Grund für die aktuelle Wachstumsschwäche ist zweifellos, dass man es in der Vergangenheit sträflich versäumt hat, die Industrialisierung voranzutreiben. Statt in Fabriken investierten Unternehmen in die vermeidlich leichtere Ausbeutung von Bodenschätzen. Zudem sah die Regierung keine Veranlassung, die Ansiedlung anderer Branchen durch Steuer-Erleichterungen zu fördern und unterließ einen dringend notwendigen Ausbau der Infrastruktur. Deshalb verzichten immer mehr internationale Konzerne auf eine Fertigung in Indonesien mit der Folge, dass das verarbeitende Gewerbe nur noch 25 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht. Daran dürfte auch die mittlerweile wieder zur Disposition stehende Ausfuhrbeschränkung für unverarbeitetes Erz nicht viel ändern. So schnell kann eine Rohstoff-Hausse vom Segen zum Fluch werden!
Marc Nitzsche ist Herausgeber des Rohstoff-Trader.
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