Von Jochen Steffens
Der Zusammenhang ist mittlerweile so offensichtlich wie logisch. Wenn die Märkte „Krisenstimmung“ spielen, haussiert der Goldpreis. Da besteht kein Zweifel. Doch in den vergangenen Tagen hat Gold nun eindeutig seinen Aufwärtstrend verlassen und zwar nach oben. Das ist ein klares und nachhaltiges Zeichen dafür, daß wir uns nun in einer Übertreibungsphase befinden.
Übertreibungsphasen sind ebensowenig wie Crashs prognostizierbar. Panik und Gier in ihren Extremen haben eine Eigendynamik, die sich jeder Analyse entzieht. Es kann also jetzt alles passieren. Gold kann die 2.000 Dollar-Marke sehen und sogar noch weiter steigen. Das wird davon abhängen, wie sich die aktuellen Krisen weiter entwickeln.
Aber jede Übertreibung birgt natürlich auch die Gefahr eines größeren Crashs. Denn es sind Anlageblasen, auch wenn viele das bei Gold vielleicht nicht gerne hören.
Es ist zudem typisch für große Seitwärtsbewegungen, daß immer neue Blasen entstehen. Zunächst war es die Aktienblase bis ins Jahr 2000. Darauf folgte die Immobilien- und Finanzblase in den USA, die Ölpreisblase etc. Jetzt ist es die Goldblase, die sich aufbläht und damit riskant wird.
Und es ist auch immer die Goldblase, die als letztes in der großen Seitwärtsbewegung platzt. Das passiert genau dann, wenn sich die Krisen, die eben diese Seitwärtsbewegung verursacht haben, bereinigen. Meistens allerdings, bevor die Masse der Anleger merkt, daß die Krisen vorbei sind. Das wird nicht unbedingt morgen passieren und es kann auch noch ein paar Monate oder gar Jahre dauern, aber die Gefahr eines Gold-Crashs steigt mit jedem Dollar, den der Goldpreis steigt. Wie gesagt, um hier genauere Angaben zu machen, müßte man wissen, wann die aktuellen Krisen ihre Relevanz verlieren. Doch dann wird Gold auf die Verkäuferseite wechseln.
Seifenblasen und geplatzte Träume
Stellen Sie sich dazu einfach vor, Gold fängt an zu fallen, zunächst schnell und martialisch, weil einige große Adressen aussteigen, eben aus den oben genannten Gründen. Gerade die, die jetzt noch in Panik in Gold eingestiegen sind, müssen dann schnell aussteigen, damit die Verluste nicht zu groß werden. Und das kann eine Kettenreaktion verursachen, die den Goldpreis immer weiter fallen läßt. Viele Anleger haben schon am Aktienmarkt Geld verloren und werden entsprechend nervös reagieren, wenn der Goldpreis sinkt.
Wirklich bitter würde es (ich weiß aber nicht, ob es dazu kommen wird), wenn Gold immer weiter fällt und letztlich auch noch die Privatpersonen, die reales Gold als Absicherung gekauft haben, nervös werden… Vielleicht lesen wir dann in der Bild-Zeitung: „Gold – die Jahrhunderthausse ist vorbei, verkaufen Sie jetzt ihre Goldbestände und investieren Sie in Aktien“… wer weiß.
Noch besteht kein Grund zur Panik, aber mit dem Ausbrechen aus dem Aufwärtstrend sollte die Vorsicht immer größer werden. Sollten Sie erkennen, daß sich die Krisen beruhigen und sollte daraufhin der Goldpreis einbrechen, können Sie nach und nach Ihr Goldengagement bei weiter fallenden Kursen reduzieren. Passen Sie also ihre Investitionsquote immer mehr an fallende Kurse an. Unsinn ist es, jetzt alles zu verkaufen, ebenso wie auf fallende Kurse zu setzen. In Übertreibungsphasen bleibt man investiert, bis klare Verkaufssignale entstehen.
Ich schreibe diesen Text hier somit nur als kleine Warnung: Sitzen Sie beim Gold stärke Kurseinbrüche nicht aus! Zumindest dann nicht, wenn sich die Krisenszenarien abschwächen. Es könnte gut sein, daß der Gold-Kurs weiter fällt, als wir uns das zur Zeit vorstellen können.
Der Goldcrash wird kommen, das verspreche ich Ihnen. Die einzigen Fragen dazu lauten: Wann und von welchem Niveau aus?
Aber so ist das Spiel an den Börsen, es entstehen Blasen, die platzen, aus denen neue Blasen entstehen, die platzen und mit dem Platzen der Blasen platzen auch jedes Mal die großen Träume vieler Anleger.
Jochen Steffens ist Chefredakteur des kostenlosen Newsletters "Steffens Daily". Weitere Informationen finden sie hier.